Stadttheater, Sterzing
Es liegt in der Tradition unseres Orchesters, in unsere Konzertprogramme musikalische Besonderheiten aufzunehmen und einheimische Künstler zu würdigen.
Unsere heutiges Konzert beginnt daher mit einer wahren Rarität. Zum ersten mal nach ungefähr 300 Jahren wird die Ouvertüre zur Oper „Wentzel, ou Le magistrat du peuple“ des aus Algund stammenden Komponisten Ignaz Anton Ladurner wieder aufgeführt, von der es bisher nur eine handschriftliche Partitur gab.
Ladurner kam1766 in Aldein zur Welt, wo sein Vater als Organist und Schullehrer tätig war. Wenige Jahre später zog die Familie wieder in ihre heimatgemeinde Algund zurück. Der Vater von Ladurner, der musikalischen Tradition seiner Familie verpflichtet, vermittelte seinem Sohn die ersten musikalischen grundsätze. Als zehnjähriger Knabe setzte Ignasz Anton seine wissenschaftliche und musikalische Ausbildung am Gymnasium in Benediktbeuren fort. Wenige Jahre später kehrte Ignaz nach Algund zurück, um anstelle seines früh verstorbenen Vaters für die Familie zu sorgen. Nachdem ihn sein Bruder Josef Alois darin abgelöst hatte, konnte Ignaz seine Ausbildung in München fortsetzen. Eine musikbegeisterte adlige Gönnerin ermöglichte ihm schließlich den Umzug nach Paris
InPparis, im Zentrum der großen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen der Französischen Revolution, feierte Ladurner bald große Erfolge als Komponist, Pianist und Lehrer – er war der erste Professor für Pianoforte am neuerrichteten Pariser Konservatorium.
Die Musik hatte zu jener Zeit einen besonderen Stellenwert, ihr fiel eine wichtige Rolle in der moralischen und politischen Bildung der Bürger zu. Die Ideale der Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und patriotisches Gedankengut ließen sich über diesen Weg besonders gut an die breiten Massen vermitteln.
Die Oper in drei Akten „Wentzel“ beruht auf einem revolutionär-patriotischern text von Francois Pillet. Aufgrund der Propagierung der Ideale der Revulution kam sie allein inhaltlich bereits erfolgversprechend auf die Bühne. Ihre Uraufführung erlebte sie im April 1793. In der Kritik wurde sie als kunstvolle Musik mit bizarrem bis „chromatisch-enharmonischem“ Charakter hervorgehoben. Dem Publikum gefiel die Oper so sehr, dass die von Ignaz A L umgearbeitete Ouvertüre noch vier Jahre lang in den Concerts Feydeau aufgeführt wurde.
Wir freuen uns, durch die Aufführung der Ouvertüre „Wentzel“ des Algunder Komponisten ein wenig zu den 1000 Jahre Feierlichkeiten der Gemeinde Algund beizutragen, mit der uns seit vielen Jahren eine wohlwollende Zusammenarbeit verbindet.
Unser Konzertprogramm setzen wir dann mit dem Konzert für Cembalo und Orchester Nr. 1 in d moll von J. S. Bach fort.
Bach hat mit de Konzerten für Cembalo eine neue Gattung geschaffen, die mit der Weiterentwicklung der Tasteninstrumente direkt in die Klavierkonzerte der Klassik und Romantik mündet. Viele namhafte Pianisten verstehen das Cembalokonzert daher als frühe Entwicklungsstufe des Klavierkonzertes und führen es mit dem modernen Klavier aus. Auch Sie erleben heute Abend die Aufführung als Klavierkonzert.
Wie die meisten Cembalokonzerte von Bach ist auch das Solokonzert in d-moll eine Bearbeitung eines früheren Werkes, wahrscheinlich eines Violin- oder Oboenkonzertes.
Wir freuen uns besonders, die Meraner Klavierpädagogin Margrit Schild am Klavier begleiten zu dürfen, die neben einer regen Konzerttätigkeit im In- und Ausland als Pianistin in den vergangenen Jahren bereits einige Aufführungen mit uns gestaltet hat.
Nach dem Konzert in d moll für Klavier und Orchester von J. S. Bach werden wir eine kurze Pause einlegen.
Ich bedanke mich nochmals für Ihr Interesse und wünsche Ihnen einen schönen musikalischen Abend mit dem Orchester der Musikfreunde
im zweiten Teil unseres Konzertes gelangt die Symphonie Nr. 70 von Joseph Haydn zur Aufführung.
Komponiert im Jahr 1779, ist diese Symphonie ein glänzendes Beispiel für die vielgerühmte Originalität Haydns, sein Ausbrechen aus starren Formen, die geistvolle Verbindung von kammermusikalischen und feierlich repräsentativen Ausdrucksformen, das immer wieder überraschende Ausloten rein musikalischer Parameter. Über die Normalbesetzung mit Flöte, Oboe, Fagott und Horn hinaus um Trompeten und Pauken verstärkt, ist das Werk eine nach außen gerichtete Komposition. Besonders auffallend sind die häufige gelehrte Kontrapunktik und die verhaltenen Molltöne, besonders im ernst gemessenen d-moll-Andante mit seinem doppelten Kontrapunkt und den Anklängen an den bekannten „Bruder-Martin-Kanon“. Dasselbe finden wir auch im Finale, welches drei Themen fugenartig verarbeitet und sich erst am Schluss vom Moll zum Dur wendet.
Das Orchester der Musikfreunde meran wünsacht Ihnen weiterhin einen schönen Konzertverlauf.
Raiffeisenkasse Algund — http://www.raiffeisen.it/algund
Stadtgemeinde Meran — https://www.gemeinde.meran.bz.it/
Autonome Provinz Bozen Kulturabteilung — http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/kultur/260.asp